Wenn du dich schon einmal mit Ayurveda beschäftigt hast, weißt du: Dieses ganzheitliche System geht weit über Ernährung hinaus. Ayurveda bedeutet übersetzt „Wissenschaft vom Leben“ – und vereint uraltes Wissen über Körper, Geist und Seele. Ursprünglich stammt es aus Indien, Nepal und Sri Lanka, wird aber heute auf der ganzen Welt praktiziert und geschätzt.
Ayurveda betrachtet den Menschen als Einheit. Alles, was du isst, denkst, fühlst und wie du dich bewegst, beeinflusst dein inneres Gleichgewicht. Ein besonders spannender Teil der ayurvedischen Lehre sind die sechs Geschmacksrichtungen – auch Rasa genannt. Jeder Geschmack wirkt auf unterschiedliche Weise auf Körper und Geist – und kann dir helfen, dich wieder besser zu spüren, Beschwerden zu lindern und neue Energie zu tanken.
Ernährung im Ayurveda – mehr als nur gesund essen
Ayurveda sieht Ernährung nicht als ein Mittel zum Zweck, sondern als Teil eines bewussten, natürlichen Lebensrhythmus. Essen soll nähren, beruhigen, aktivieren – je nachdem, was du brauchst. Dabei geht es nicht nur darum, was du isst, sondern auch wann und wie.
Ein paar Grundprinzipien der ayurvedischen Ernährung:
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Die Hauptmahlzeit sollte mittags eingenommen werden – wenn dein Verdauungsfeuer (Agni) am stärksten ist.
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Drei regelmäßige Mahlzeiten am Tag gelten als ideal – ohne Snacks zwischendurch.
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Zwischen den Mahlzeiten sollten 3 bis 6 Stunden liegen.
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Abends empfiehlt es sich, auf Rohkost und schwer verdauliche Speisen zu verzichten.
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Getränke sollten am besten 30 bis 60 Minuten vor oder nach dem Essen konsumiert werden – und nicht zu kalt sein.
Natürlich hängt vieles auch von deinem Dosha-Typ ab (Vata, Pitta oder Kapha), aber das Grundprinzip bleibt: Je einfacher und rhythmischer dein Essverhalten, desto besser kann dein Körper damit umgehen. Hier kannst du deinen Dosha-Typ ermitteln – zum Dosha-Test.
Die 6 Geschmacksrichtungen – Rasa im Überblick
Im Ayurveda gibt es sechs grundlegende Geschmacksrichtungen. Jeder dieser Geschmäcker steht in Verbindung mit den fünf Elementen – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther – und hat spezifische Wirkungen auf Körper und Psyche.
1. Süß (Madhura)
Elemente: Erde + Wasser
Eigenschaften: nährend, beruhigend, kühlend
Süß gilt als stärkend und harmonisierend – besonders gut bei Nervosität oder innerer Unruhe. Typisch süße Lebensmittel:
Getreide, Reis, pflanzliche Milchsorten, süße Früchte, Datteln, Nüsse, Karotten, Süßkartoffeln, Milchprodukte, Honig.
Geeignet für:
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Vata ++
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Pitta ++
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Kapha –
2. Sauer (Amla)
Elemente: Erde + Feuer
Eigenschaften: anregend, verdauungsfördernd
Sauer regt den Appetit an und fördert die Speichelproduktion. Zu viel davon kann jedoch reizen.
Typisch sauer: Zitrusfrüchte, Joghurt, Essig, fermentierte Produkte, Tomaten, saure Beeren, Käse.
Geeignet für:
-
Vata ++
-
Pitta –
-
Kapha –
3. Salzig (Lavana)
Elemente: Wasser + Feuer
Eigenschaften: schwer, erhitzend, verdauungsfördernd
Salzig stärkt das Verdauungsfeuer, kann aber bei übermäßigem Konsum Wasseransammlungen fördern.
Typisch salzig: Meersalz, Sojasauce, Oliven, Algen.
Geeignet für:
-
Vata ++
-
Pitta +
-
Kapha –
4. Scharf (Katu)
Elemente: Feuer + Luft
Eigenschaften: erhitzend, entgiftend, durchblutungsfördernd
Scharfe Lebensmittel regen den Stoffwechsel an, können aber auch austrocknen.
Typisch scharf: Ingwer, Chili, Pfeffer, Rettich, Knoblauch, scharfe Gewürze.
Geeignet für:
-
Vata –
-
Pitta –
-
Kapha ++
5. Bitter (Tikta)
Elemente: Luft + Äther
Eigenschaften: kühlend, entgiftend, reinigend
Bitter wirkt reinigend, besonders auf Leber und Haut – in kleinen Mengen sehr wertvoll.
Typisch bitter: Chicorée, Löwenzahn, Kurkuma, Spinat, Mangold, Grapefruit, Salbeitee.
Geeignet für:
-
Vata –
-
Pitta +
-
Kapha ++
6. Herb (Kashaya)
Elemente: Luft + Erde
Eigenschaften: kühlend, zusammenziehend, austrocknend
Herbe Geschmäcker wirken trocknend und blutstillend – gut bei Kapha-Überschuss.
Typisch herb: unreife Bananen, Beeren, Rotwein, schwarzer Tee, Hülsenfrüchte, Brokkoli.
Geeignet für:
-
Vata –
-
Pitta +
-
Kapha ++
Rasa & Vipaka – was passiert nach dem Essen?
Im Ayurveda wird nicht nur der Geschmack beim Essen (Rasa) berücksichtigt, sondern auch der Geschmack, der nach der Verdauung entsteht (Vipaka). Das ist wichtig, weil manche Lebensmittel während des Essens süß wirken, aber im Verdauungsprozess eine ganz andere Wirkung haben – wie zum Beispiel Bananen, die nach der Verdauung als sauer gelten.
Die drei Vipaka-Kategorien:
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Süß (z. B. Reis, Datteln, Mandeln)
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Sauer (z. B. Zitrusfrüchte, fermentierte Lebensmittel)
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Scharf (z. B. Chili, Pfeffer, bitteres Gemüse)
So entsteht ein ganzheitliches Bild davon, wie dein Körper ein Lebensmittel verarbeitet – weit über den ersten Geschmackseindruck hinaus.
Und wie bringst du das jetzt in deinen Alltag?
Ayurvedisch zu essen heißt nicht, sich starr an Regeln zu halten oder alles zu hinterfragen. Es geht vielmehr darum, dein Gefühl für Essen wieder zu schärfen – zu spüren, was dir wirklich gut tut, dich stärkt und nährt. Die sechs Geschmacksrichtungen bewusst in deine Mahlzeiten einzubauen, kann ein wunderbarer Einstieg sein.
Du musst dafür keine Ayurveda-Ausbildung machen. Ich selbst lerne Stück für Stück – durch Bücher, Onlineartikel und vor allem durchs Ausprobieren. Und ich merke schon nach kurzer Zeit: Meine Verdauung ist ruhiger, meine Haut strahlt mehr und ich fühle mich insgesamt ausgeglichener.
Vielleicht geht es dir genauso. Vielleicht inspiriert dich dieser Artikel dazu, Ayurveda nicht als starres Konzept zu sehen, sondern als liebevolle Einladung – zurück zu dir selbst.
Wenn du magst, kannst du mir gerne schreiben, wie du die sechs Geschmäcker in deinen Alltag einbaust oder was dir an Ayurveda besonders gefällt. Ich freue mich auf den Austausch.
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