Warum wir nicht immer besser sein müssen

Es ist mal wieder an der Zeit, einige Gedanken mit dir zu teilen, die mir in den letzten Wochen durch den Kopf gegangen sind. Das heutige Thema dreht sich um die Frage, warum wir nicht immer besser sein müssen, als unsere Mitmenschen.

Früh übt sich dieser Gedankengang

Schon als Babys und Kleinkinder wird uns von unseren Eltern und Aufsichtspersonen vermittelt, dass es wichtig ist, besser zu sein als andere in unserem Alter. Schneller sitzen, krabbeln, laufen und sprechen lernen als andere Kleinkinder im gleichen Alter – der Wettbewerb der besten Eltern mit ihren Wunder-Babys beginnt früh.

Ich glaube, Eltern handeln nicht gezielt oder absichtlich, sondern basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und Mustern. Sie handeln oder rechtfertigen ihr Verhalten nach dem Motto „Das war schon immer so, das ist völlig normal“ – aber ist es das wirklich?

Damit ist der Samen des Wettbewerbs und der Rivalität um die Beste oder den Besten gesät. Dieses Verhalten muss kontinuierlich trainiert werden – sei es das schönste Bild im Kindergarten, die 1er-Noten in der Grundschule, der Einstieg ins Gymnasium, das beste Maturazeugnis, der frühzeitige Studienabschluss, ein angesehener Posten als Manager:in, das größte Haus, den schönste Garten, die schlankste Statur und die wieder neuen Wunderbabys. Der Kreis schließt sich. 

Wer nicht gut ist, hat verloren

Es geht immer darum, besser als andere zu sein oder zu werden. Ist man das nicht, wird einem schnell vermittelt, dass man nicht gut genug ist und sich mehr anstrengen muss, mehr tun muss.

Ich persönlich sehe es als völlig angemessen an, wenn man sich Ziele im Leben setzt und diese auch erreichen möchte. Wenn man in etwas gut sein, gute Noten, einen Abschluss oder einen tollen Job ergattern möchte.

Doch von Kindesbeinen an wird uns beigebracht, dass nur der Beste oder die Beste von unserer Gesellschaft akzeptiert wird. Durch dieses Wettbewerbsdenken verlieren die meisten Kinder und auch Erwachsene die Freude an Tätigkeiten, Schulen, Jobs, Hobbys usw. – aus dem, was uns erfüllen und Spaß bereiten könnte, wird ein stetiger Sprint um den Titel, besser zu sein als unsere Mitstreiter:innen.

Ich mach dich schlechter, dann bin ich besser

Nun tauchen wir tiefer in den Kern dieses Artikels ein – warum wir nicht immer besser sein müssen und was dieses Denken und Handeln mit uns macht.

Vielleicht erkennst du das aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis, von deiner Arbeit, aus der Schulzeit oder möglicherweise hast du diesen Charakterzug bereits bei dir selbst reflektiert.

Wenn wir in etwas nicht der oder die Beste sind, neigen wir dazu, andere schlechter zu machen, um auf dem Treppchen eine Stufe nach oben zu rücken.

Das muss nicht unbedingt mit schulischen oder beruflichen Erfolgen zusammenhängen, auch bei persönlichen Themen haben wir uns angewöhnt, dieses Verhalten an den Tag zu legen.

Beispiel: Ich fühle mich in meinem Körper nicht wohl, habe 2-3kg zu viel auf den Rippen und das nervt mich. Ich bin somit nicht die Schlankste im Raum. Ich könnte diese Tatsache einfach akzeptieren und mir persönlich dafür auf die Schulter klopfen, denn scheinbar habe ich in letzter Zeit mehr gegessen, weniger Sport gemacht oder aus irgendeinem anderen Grund 2-3kg zugenommen. Das tun jedoch die wenigsten Menschen, denn es ist viel einfacher und tut dem Ego gut, wenn man andere einfach schlechter macht. Ich habe zwar 2-3kg zugenommen, aber XY hat sicher 5kg zugenommen. So dick wie XY bin ich glücklicherweise noch nicht.

Siehst du, was ich damit meine? Wir machen andere Menschen schlechter, um uns selbst besser zu fühlen. Dieser Charakterzug stammt genau aus diesem Wettbewerbsmuster, besser sein zu wollen als andere, auch wenn ich es vielleicht gar nicht bin – und nicht sein muss.

Auch im Dating findet dasselbe Verhalten statt. Der Crush hat sich nicht für mich entschieden, also mache ich die Dame seiner Wahl einfach schlecht. Mein Ex hat eine neue Freundin, die natürlich viel unattraktiver, weniger schlau oder erfolgreicher ist als ich – wieder einmal habe ich auf Kosten anderer mich selbst besser gemacht. „Interessanterweise“ fühlt es sich dennoch nicht so an, da man selbst weiß, dass man gerade jemanden herabsetzt und dass es einem definitiv nicht besser macht.

Dieses Verhalten oder dieser Charakterzug ist so widerlich und dennoch haben wir alle wenig Schuld daran, denn es wurde uns von Kindesbeinen an so beigebracht. Trotzdem möchte ich niemanden hier aus seiner persönlichen Verantwortung entheben, denn obwohl wir dieses Muster antrainiert bekamen, haben wir jede Sekunde die Möglichkeit, uns gegen dieses Verhalten zu entscheiden.

Wachse, steche heraus, aber steche niemanden aus

Wir können uns reflektieren, unsere Denk- und Verhaltensmuster auflösen und einen anderen Weg einschlagen. Wir müssen uns nicht immer an anderen messen und besser sein als unser Gegenüber. Diese Welt ist so unfassbar groß und bietet so viele Möglichkeiten und Raum, dass sich jeder von uns auf seiner persönlichen Ebene entfalten und verwirklichen kann. Es ist nicht notwendig, ständig andere ausstechen zu wollen; es ist genug für uns alle da.

Dies gilt sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich – wir haben alle die Möglichkeit, nebeneinander und vielleicht sogar miteinander zu existieren und zu wachsen. Das kollektive Denkmuster und Verhalten muss sich ändern. 

Wettbewerbsdenken ist ein Problem, das sowohl die Gesellschaft als auch alle Geschlechter betrifft

Als Frau bin ich natürlich aufmerksamer, wie sich das Wettbewerbsverhalten zwischen Frauen zur Schau stellt. Doch auch Männer zeigen dieses Verhalten. Auch zwischen Frauen und Männern gibt es das – egal, in welchem Zusammenhang, wir versuchen immer besser sein zu wollen. Davon ist kaum jemand nicht betroffen. Ob in der Schule, im Job, zwischen Freunden:innen oder in Beziehungen – beobachte mal genau(er) dich und deine Mitmenschen. 

Ich persönlich finde es sehr, sehr schade, denn gemeinsam könnten wir viel mehr im Leben erreichen und vor allem weniger Leid produzieren. Der Begriff „Leid“ ist in diesem Zusammenhang sehr dehnbar – es kann sich um triviale Situationen handeln, es können jedoch auch große Traumata dabei entstehen.

Doch wie können wir damit aufhören und ein friedlicheres und neidfreies Miteinander kultivieren?

Neid und ein Mangel an Selbstwertgefühl sind die zentralen Herausforderungen in dieser Angelegenheit und genau diese Aspekte sollten vermieden werden. Das Überwinden von Neid erfordert oft eine bewusste und kontinuierliche Selbstreflexion und Arbeit an sich selbst.

Wir Erwachsene können vor unserer eigenen Tür kehren und unseren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen, indem wir ein Verhalten ohne Neid und weniger von Wettbewerbsdruck geprägt vorleben.

6 Wege, um weniger Neid zu empfinden

 

Selbstreflexion

 

Nimm dir Zeit, um über die Ursachen deines Neids nachzudenken. Frage dich, warum du neidisch bist und was dich dazu veranlasst. Das Verständnis deiner eigenen Gefühle kann dir helfen, sie besser zu kontrollieren und zu verarbeiten. Schreibe ein Journal oder mache Sprachnotizen, sobald du das Gefühl von Neid verspürst und es möglicherweise auf andere Personen überträgst.

 

Akzeptiere deine Stärken + Schwächen

 

Akzeptiere deine eigenen Stärken und Schwächen sowie die Tatsache, dass es immer jemanden geben wird, der in bestimmten Bereichen besser ist als du. Wir müssen nicht alle in jeder Hinsicht gleich gut oder schlecht sein. Es spielt überhaupt keine Rolle, denn wir können alle nebeneinander existieren und unseren eigenen Weg gehen. Konzentriere dich darauf, deine eigenen Fortschritte zu verfolgen, anstatt dich mit anderen zu vergleichen und ihre Erfolge herunterzuspielen.

 

 

Dankbarkeit

 

Praktiziere Dankbarkeit für das, was du hast und bereits für dich erreicht hast. Fokussiere dich auf die positiven Aspekte deines Lebens und nicht auf die von anderen Personen. Es ist völlig in Ordnung, sich ein Vorbild zu suchen und sich an deren Leben oder Erfolgen zu orientieren, doch solltest du immer bei dir selbst bleiben. Denn deine einzigartige Version existiert bereits und du bist hier, um deine eigene Geschichte zu leben und nicht die von anderen Menschen.

 

 

Empathie

 

Versuche, dich in die Lage anderer Menschen zu versetzen und ihre Taten, Aussehen und Erfolge zu würdigen, anstatt neidisch auf sie zu sein. Verstehe, dass jeder seinen eigenen Weg geht und dass deren Leben nicht unbedingt deines behindert.

 

 

Zusammenhalt

 

Suche nach Möglichkeiten, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen, anstatt sie als Konkurrenten:innen zu betrachten. Eine kooperative Lebenshaltung kann dazu beitragen, deine Neidgefühle zu reduzieren und zahlreiche positive Beziehungen, sowohl privat als auch beruflich, aufzubauen.

 

 

Rede dir gut zu 

 

 

Entwickle positive Selbstgespräche und unterstützende Affirmationen, um dein Selbstwertgefühl zu stärken und Selbstzweifel zu überwinden. Erinnere dich daran, dass du einzigartig bist und dass dein Wert nicht von anderen abhängt und auch nicht von deinem Erfolg bestimmt wird. Erfolg ist ein äußerst dehnbarer Begriff und für jeden Menschen in einem anderen Bereich zu finden. 

Ich hoffe, dieser Artikel hat dir gefallen und dir vielleicht einen guten Ansatz geliefert, um dein eigenes Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen besser zu verstehen und aus diesen Mustern auszusteigen.

Gemeinsam haben wir so viel mehr Potenzial, dieses Leben schön und in Frieden zu leben. Was meinst du? Wie siehst du diese Thematik? Freue mich auf den Austausch mit dir. 

Du möchtest mehr in meine Gedanken eintauchen? Besuche die Kategorie „thinking out loud“ und lies dich durch meine Gedankenwelt. 

Alles Liebe Nina 

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