Die Kokosblütenzuckerlüge

Vor einigen Jahren habe ich die Vorteile von Kokosblütenzucker aufgelistet und warum es, als die gesündere Variante zu herkömmlichen Zucker ausgewiesen wird. Diese Meinung kann ich heute nicht mehr vertreten. 

Zum damaligen Zeitpunkt, glaubte ich den unzähligen Quellen und war davon überzeugt, eine bessere Alternative gefunden zu haben. 

Geschmacklich mag ich Kokosblütenzucker sehr, besonders in Verbindung mit Zimt, Apfel und Banane. Gesundheitlich gesehen, hat er wenig bis keine Vorteile dem Rohrzucker gegenüber. 

Doch was hat es damit auf sich? Die Kokosblütenzuckerlüge und das dreiste Marketing, das damit betrieben wird. 

Was ist Kokosblütenzucker?

Kokosblütenzucker ist eine natürliche Süßungsmittelalternative zu raffiniertem Zucker , der aus dem Nektar von Kokosblüten gewonnen wird.

Vor einigen Jahren und leider auch noch heute wird er oft als eine gesündere Alternative angesehen, da er im Vergleich zu raffiniertem Zucker ein paar nicht nennenswerte Nährstoffe wie EisenZink und Kalium enthält. Besonders in der „Healthy Fitness Branche“ wird sehr häufig auf Kokosblütenzucker verwiesen, da er angeblich gesünder, als normaler Haushaltszucker sein soll. Doch müsste man Unmengen davon verzehren, um nur irgendwie einen Benefit von diesen Nährstoffen zu erhalten. 

 

Es gibt kontroverse Diskussionen darüber, ob Kokosblütenzucker gesünder ist als raffinierter Zucker. Einige Menschen glauben, dass Kokosblütenzucker aufgrund seines niedrigeren glykämischen Indexes (was eigentlich gar nicht stimmt) und seines geringeren Fruktosegehalts (was auch nicht stimmt) eine bessere Wahl zum raffinierten Zucker darstellt.

 

Allerdings gibt es seit geraumer Zeit auch viele kritische Stimmen, die meinen, dass Kokosblütenzucker nicht wesentlich gesünder als raffinierter Zucker ist.

Die Kokosblütenzuckerlüge und der Schwindel mit dem glykämischen Index

Kokosblütenzucker wird oft als eine Alternative zu raffiniertem Zucker betrachtet, da er einen niedrigeren glykämischen Index (GI) aufweisen soll. Der glykämische Index ist eine Skala von 0 bis 100, die angibt, wie schnell ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel in die Höhe schlagen lässt.

Ein höherer GI bedeutet, dass der Blutzucker schneller ansteigt und ein niedrigerer GI bedeutet, dass der Blutzucker langsamer ansteigt und konstanter bleibt. 

Kokosblütenzucker hat einen GI von 54 und wurde lange Zeit mit einem GI von 35 ausgewiesen, jedoch gibt es hierzu keine nennenswerten wissenschaftlichen Studien.

Laut der University of Sydney liegt der tatsächliche GI von Kokosblütenzucker bei 54 und nicht bei 35. Herkömmlicher Rohrzucker oder auch Haushaltszucker genannt weist einen GI von 60 bis 65 auf – somit nicht deutlich höher, als Kokosblütenzucker. 

Fructosegehalt wäre deutlich niedriger, als bei Haushaltszucker - stimmt das?

In einer weiteren Fallstudie wurde gezeigt, dass Kokosblütenzucker und Haushaltszucker vom Aufbau sehr ähnlich sind

Haushaltszucker

  • 50g Fructose 
  • 50g Glucose 

Kokosblütenzucker

  • 46g Fructose 
  • 44g Glucose 

Der Unterschied ist nicht wirklich spürbar und kein Indikator für eine gesündere Alternative – auch nicht für Diabetes-Patienten*innen. 

Ähnlich sieht es bei den Kalorien aus: normaler Zucker weist auf 100g Lebensmittel 405kcal auf. Der so vermeintlich gesunde Kokosblütenzucker liegt mit 384kcal knapp hinter dem Rohrzucker und ist daher keine bessere Alternative. 

Kokosblütenzucker ist somit nicht gesünder und auch die Süßkraft ist vergleichbar mit herkömmlichen Zucker, weshalb ein Überkonsum sich negativ auf unseren Körper auswirken kann.  Außerdem ist Kokosblütenzucker deutlich teurer, wie normaler Zucker. 

Weshalb ist Zucker so ungesund?

  1. Ein hoher Konsum an Zucker kann zu Gewichtszunahme führen: Zucker und auch Kokosblütenzucker enthält viele Kalorien und kann dazu führen, dass wir mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir eigentlich verbrennen. Ein hoher Zuckerkonsum kann daher zu einer Gewichtszunahme und Fettleibigkeit führen, was wiederum das Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs erhöhen kann.

  2. Zucker kann das Risiko für Diabetes erhöhen: Der Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken kann den Blutzuckerspiegel erhöhen und die Insulinempfindlichkeit verringern. Dadurch wird das Risiko für Typ-2-Diabetes stark erhöht.

  3. Zucker kann das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen: Eine Ernährung, die auf viel Zucker basiert, kann den Blutzuckerspiegel und den Cholesterinspiegel erhöhen, was das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöht.

  4. Zucker schadet unserem Gehirn: Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson können durch eine zucker-lastige Ernährung begünstigt werden. Diesen Zusammenhang entdeckte kürzlich das Universitätsklinikum Tübingen

  5. Zucker macht süchtig und depressiv: In einer weiteren Studie wurde herausgefunden, dass Zucker und zuckerhaltige Speisen sowie Getränke einen starken Zusammenhang mit Depressionen aufweisen. Auch kann man von Zucker abhängig werden, ähnlich wie beispielsweise von Nikotin, Alkohol sowie härteren Drogen.  

Wie viel Zucker ist noch gesund?

Die empfohlene tägliche Zuckeraufnahme variiert je nach Alter, Geschlecht, Körpergröße und körperlicher Aktivität. Die WHO empfiehlt, dass Erwachsene nicht mehr als 25g, entspricht ca.  6TL freien Zucker pro Tag konsumieren sollten. 

Unter freien Zucker versteht man jenen Zucker, der Lebensmitteln und Getränken zugesetzt wurde, sowie auf natürlich vorkommenden Zucker in Honig, Sirup und Fruchtsäften.

Natürliche Zuckerquellen, wie in Obst und Gemüse werden nicht als freier Zucker betrachtet und fallen nicht in die 25g-Regel.

Es ist ratsam, den Konsum von zuckrigen Lebensmitteln, Snacks, Süßigkeiten sowie Getränken zu begrenzen und sich stattdessen auf eine ausgewogene Ernährung zu konzentrieren.

Hierbei ist auch völlig egal, ob es sich um Haushaltszucker bzw. Rohrzucker oder Kokosblütenzucker handelt. Ebenfalls wird von anderen Zuckeraustauschstoffen wie beispielsweise Süßstoff abgeraten

Dreistes Marketing, das sich auszahlt

Beim Thema Zucker sind wir uns einig: Zucker ist ungesund. Niemand kommt im Jahr 2023 noch auf Idee Zucker zu vermarkten und dafür Werbung zu machen – zumindest nicht mit dem Gedanken „Zucker tut dem Körper gut“. 

Anders sieht es jedoch beim Kokosblütenzucker aus. Dreistes Marketing und das aus den Reihen der Healthy Fitness Szene. Ich möchte keine Namen und Produkte nennen, aber bevor du „gesunde Snacks“ und vermeintlich gute „Fitness-Produkte“ kaufst, solltest du dir die Zutaten und Nährwerte etwas genauer ansehen. Schnell wird klar: Kokosblütenzucker wird als die gesunde und bessere Alternative zum herkömmlichen Zucker dargestellt, obwohl dem nicht so ist. 

Mit dieser Kokosblütenzuckerlüge wird immenses Marketing betrieben und im Grunde der*die Verbraucher*in hinters Licht geführt und die Kassen der Erzeuger*innen und auch Influencer*innen gefüllt. 

 

Fazit: Geringe Mengen an Zucker oder auch Kokosblütenzucker sind völlig ok, auch Schokolade soll jetzt nicht völlig vom Speiseplan gestrichen werden, jedoch mit Maß und Ziel. 

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