Versunken in der digitalen Welt

ch tippe einfach mal los – ich möchte in diesem Artikel mehrere Dinge ansprechen, die mir aufgefallen und bewusst geworden sind und die ich schon sehr erschreckend finde. Wir sind versunken in der digitalen Welt.

Erste Berührungen mit der digitalen Welt

Vor wenigen Tagen habe ich meinen 30. Geburtstag gefeiert, somit bin ich in einer Zeit aufgewachsen, wo es kein Internet gab bzw. Computer und Internet nicht so genutzt wurden, wie es im Jahr 2019 der Fall ist.

In meiner Kindheit waren wir viel in der Natur unterwegs, wir gingen raus, trafen uns mit Freunden zum Skaten oder spielten Brettspiele. Wir hatten zwar einen Fernseher und auch Spielkonsolen, aber grundsätzlich verbrachte ich meine Zeit mit realen Freunden und meist außerhalb der Wohnung.

Mein erstes Handy bekam ich mit 7 Jahren – nicht vergleichbar mit den heutigen Modellen – man konnte gerade mal 6 Nummern speichern und telefonieren war richtig teuer. Es war mehr eine Spielerei und wurde kaum genutzt. Ich würde meinen, ich habe erst ab 11 oder 12 Jahren aktiv(er) mein Telefon benutzt. Es diente rein zum Anrufen meiner Eltern, Großeltern und um ein Treffen mit Freunden auszumachen. Obwohl..hierfür habe ich oft auch das Haustelefon benutzt.

Mit meinem 13. Lebensjahr änderte sich alles – gravierend. Ich wurde süchtig nach meinem Telefon! Plötzlich war ich in der Pubertät und auch die Anwendungen am Telefon wurden mehr. Man telefonierte nicht nur, um ein Treffen auszumachen, sondern unterhielt sich längere Zeit und verschickte komische Zeichen-Nachrichten, die Bilder darstellen sollten. Ich kann mich noch gut an eine Nachricht erinnern – es waren 2 Vögel (die nur aus Zeichnen bestanden) auf einer Linie und mit dem Text „Na? Bist du gut zu vögeln?“ Haha..herrlich oder?

Jedes Jahr kam dann eine Anwendung mehr hinzu. Irgendwann gab es dann auch schon Telefone mit Farbdisplay und Kamera-Funktion. Man konnte zwar nix erkennen, aber für ein paar verpixelte Schnappschüsse hat’s dann doch gereicht. Dennoch haben wir uns normal getroffen, unterhalten, gelacht und die gemeinsame Zeit genossen – ohne ständig das Handy in der Hand zu halten und auf irgendetwas zu warten.

Hello Social Media

Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern, aber ich denke, ich war so um die 16 oder 17 als ich mich bei Myspace anmeldete. Das war noch vor Facebook. Ich nutzte diese Plattform, aber nicht wie in der heutigen Zeit. Auch Facebook wurde nicht 8 Stunden am Tag genutzt – man ging vielleicht 1 oder 2x am Tag online..wenn überhaupt. Oh..dann stolperte ich im Jahr 2012 über Instagram. Die Geschichte muss ich euch einfach erzählen…

Also..ich spreche jetzt mal ganz offen mit euch. Ich hatte damals einen Freund und manche Menschen (auch ich) versenden dann vielleicht mal Fotos, wo man vielleicht nicht „vollständig bekleidet“ ist..

Tja..und ich wollte eben so ein Bild versenden und fand es irgendwie nicht ganz so hübsch und wollte es mit einem fancy Filter bearbeiten. (Ahhh..ich könnte gerade sterben..) Ich ging in den App-Store und suchte nach einer App mit der man Bilder bearbeiten kann und da kam dann plötzlich Instagram. Was ich jedoch !!!nicht wusste!!! – die Bilder, die man hochlädt, bearbeitet und auch speichert, sind dann für alle sichtbar. Haha…ok, also ich habe ein Nacktfoto von mir (zum Glück ohne Kopf – sehr wichtige Regel, wenn man solche Bilder verschickt) einfach auf Instagram hochgeladen, weil ich dachte, diese Bilder sehe nur ich und sonst niemand. Glücklicherweise habe ich SCHON nach 1-2 Monaten geschnallt, dass Instagram-Fotos für alle Menschen sichtbar sind.

In den kommenden Jahren verwendete ich Instagram, aber nicht in dem Ausmaß, wie es heute genutzt wird. Wir sind non-stop online.

Arbeit, Smartphone und Instagram?

Was ich sehr interessant finde, ist die Tatsache, dass so viele ständig auf ihrem Handy rumtippen können und den Großteil des Tages auf Instagram verbringen. Ich habe mehrere Jahre im Einzelhandel und auch im Büro gearbeitet und ich könnte mich nicht erinnern, dass es erlaubt war, sein Telefon ständig bei sich zu haben oder vor sich am Tisch liegen zu haben?! Ist das jetzt völlig ok geworden? Auch in der Schule gab es eigentlich immer Handyverbot während des Unterrichts – scheinbar sind die Regeln gelockert worden. Niemand kann produktiv lernen oder arbeiten, wenn er andauernd mit seinem Smartphone spielt – wieso wird das jetzt geduldet? Natürlich gibt es Jobs, bei denen man viele Dinge mit dem Handy erledigt (auch mein Job), aber was hat das Telefon am Tisch einer Büroangestellten oder einem Bäcker zu suchen?

Du bist nicht genug – Liebe Grüße Instagram

Nun kommen wir zum Kernpunkt dieses Artikels und zwar das, was Instagram uns vermittelt. Ich bin in zwei Welten aufgewachsen – in der analogen und der digitalen Welt. Doch Kids, die nach 2000 geboren wurden, sind großteils nur mit der digitalen Welt groß geworden. Das Leben spielt sich online ab. Für alles wird das Smartphone und der Computer benutzt. Nix wird mehr „analog“ gemacht – bis auf ein paar wenige Dinge, die dann dennoch wieder mit dem Smartphone in Verbindung stehen. Schlaf – der wird mit einer Schlaf-App aufgezeichnet. Sport wird getrackt. Essen wird getrackt, fotografiert und mit der Social Media Welt geteilt.

Versunken in der digitalen Welt

Ich hatte Phasen in meinem Leben, wo mich Instagram sehr belastet hat. Die Gier nach Likes, Kommentaren und Abonnenten, die vor allem in meinem Job auch den Gehalt ausmachen war extrem. Irgendwann habe ich einfach darauf geschissen und mich nicht mehr dafür interessiert – habe auch meine Insights nicht mehr angesehen und auch keine Statistiken ausgewertet. Habe das geteilt, worauf ich gerade Lust hatte – bis heute. Habe auch alle Accounts gelöscht, die mich belastet oder mir keinen Mehrwert geboten haben. Ich möchte Dinge sehen, die mich inspirieren und nicht runterziehen.

Doch..ist mir vor ein paar Wochen etwas bewusst geworden – es hängt gar nicht nur mit den abonnierten Profilen zusammen, ob wir uns besser, schlechter, inspiriert oder motivierter fühlen. Für jedes Bild, das wir erstellen, für jede Caption die wir schreiben, erwarten wir uns etwas – wir möchten Aufmerksamkeit, positive Kommentare, Zuspruch und das unsere „Arbeit“ anerkannt wird. Schlussendlich möchten wir Komplimente bekommen und Lieben spüren. Tritt das nicht ein, fühlen wir uns schlecht. Wir fühlen uns weniger geliebt, nicht genug und haben das Gefühl schlagartig an Wert zu verlieren, denn das, was wir machen, wird nicht gewürdigt. Dann kommt noch der Vergleich mit anderen Menschen hinzu und wir fühlen uns immer mieser.

Bin ich nicht genug – versunken in der digitalen Welt

Betroffene suchen nach Gründen dafür: Ist das Foto schlecht? Brauche ich eine bessere Kamera? Ist der Algorithmus dafür verantwortlich? Werden meine Bilder nicht gesehen? Muss ich mich mehr anstrengen? Sind die Likes von Person XY gekauft? Warum bekommt so ein schlechtes Foto von Person XY so viele Likes und ich nur 100 dafür? Wäre ich vielleicht so schlank, wie Person XY, dann hätte ich vielleicht auch mehr Likes auf das Bild bekommen?

Besonders junge Menschen werden von solchen Dingen beeinflusst – junge Mädchen und Jungs, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind und es nicht anders kennen. In meinen Augen züchten wir eine Generation, die sich nie vollständig fühlen wird, immer das Glück in der Außenwelt suchen wird und laufend das Gefühl von „Ich bin nicht genug“ vermittelt bekommt. Man bekommt ständig vor Augen geführt, dass etwas nicht stimmt (mit einem) und man vergleicht sich mit bearbeiteten Bildern und Scheinwelten.

Gibt es für dieses Problem eine Lösung? Ich denke, man kann an gewissen Punkten arbeiten – Eltern, Lehrer und auch Menschen, die mit solchen Plattformen ihr Geld verdienen müssen mehr Aufklärungsarbeit leisten.

Zurück zur analogen Welt

Ich versuche mit meinem Blog und auch auf meinem Instagram-Account auf digitale Weise einen naturnahen, nachhaltigen und analogen Lebensstil zu vermitteln. Ich möchte inspirieren, die Leute anregen mehr in die Natur zu gehen und das sie die kleinen Dinge im Leben mehr genießen.

Wir können uns zwar der digitalen Welt nicht komplett entziehen, aber wir können wieder mehr Dinge außerhalb des Internets, Social Media und ohne Hilfe vom Smartphone erledigen.

Erst vor ein paar Tagen habe ich mit einem Freund gesprochen, der mir fragwürdige Situationen aus einer Grundschule erzählte. „Wenn Kinder in der 3. Klass net grod mit aner Scher schneiden können, dann waßt eh, wo ma san„. Kinder und Teenies können einfachste Dinge nicht mehr, weil sie ihre Zeit nur vor dem PC, Smartphone und der Spielkonsole verbringen.

Vor 1-2 Monaten bin ich auch über einen Bericht gestolpert, in dem Tablets an einen Kindergarten gespendet wurden, damit die Kindergartenpädagogen nicht mehr ihr eigenes Smartphone für die Erstellung der gezeigten Inhalte oder Kinderlieder nutzen müssen. Bitte wie? Für so einen Müll wird also Geld ausgegeben? Wieso wird nicht einfach ein Radio genutzt? Gibt es plötzlich keine CD’s mehr? Oder wurde die Produktion von Radios eingestellt? Spielt keiner mehr mit der Gitarre? Es wurden in diesem Fall mehrere Tablets zur Verfügung gestellt, die bestimmt 2000-3000Euro gekostet haben – mit diesem Geld hätte man doch so viel mehr machen können. Mir fehlen dazu einfach die Worte. Erschreckend.

Das kleine 1×1 – was man ohne Internet + smartphone tun kann..

  • Verbringt viel Zeit in der Natur (ohne ständig am Smartphone zu sein)
  • Geht mit euren Kindern raus, spielt ohne Tablet/Smartphone etc.
  • Genießt die Momente mit Freunden und der Familie – Handy weg/aus
  • Schränkt euren Social Media Konsum ein und sucht euch ein Hobby
  • Postet nicht euer gesamtes Leben – ihr habt es auch erlebt, wenn ihr es nicht fotografiert habt
  • Verzichtet auf Tracking-Apps (Schlaf, Sport, Essen…etc.) und schreibt es in einem Buch mit
  • Fotos knipsen, ausdrucken und in ein Album kleben
  • Schreibt Liebesbriefe oder Briefe an eine Freundin und nutzt hierfür nicht IG, FB oder Whatsapp
  • Kauft regional im Ort und weniger in Onlineshops
  • Kopfrechnen oder Taschenrechner, anstatt mit dem Smartphone
  • Kauft und führt einen Kalender – nicht am PC oder Smartphone
  • Kocht eure Speisen selbst und bestellt nicht beim Online-Lieferservice
  • Packt eure Handy’s bei der Arbeit/beim Lernen weg
  • Schaltet das Smartphone öfters auf Flugmodus oder ganz ab
  • Nehmt das Telefon nicht mit ins Schlafzimmer – im Schlafzimmer werden nur 2 Dinge getan..
  • Verwendet ein Wörterbuch, anstatt Google
  • Besorgt euch einen Büchereiausweis und stöbert ohne Hilfe durch die zahlreichen Bücher / oder kauft eure Bücher in einem herkömmlichen Büchershop und nicht online
  • Schreibt mehr mit der Hand auf und lest normale Bücher
  • Regelmäßig zum Sport gehen und das ohne 100 Selfies zu machen
  • Achtet mehr auf reale Freunde und Treffen – ein Chat ersetzt keinen direkten sozialen Kontakt
  • Hört Musik nicht nur übers Internet
  • Veranstaltet Spieleabende mit Freunden und legt das Telefon weg
  • Kümmert euch um eure mentale Gesundheit – mehr Off-Zeit für sich einnehmen (Hobbies, Sport, Meditation, Unternehmungen mit Menschen, Beauty-Abende…)
  • Kauft nicht jeden Shit, der im Internet angezeigt wird – überlegt, ob ihr diese Dinge tatsächlich braucht
  • Nehmt ein Tier aus dem Tierheim auf und kauft Haustiere nicht übers Internet
  • Geht ins Restaurant essen und lasst das Telefon in der Tasche – redet mir der Person am Tisch

…das sind nur ein paar Dinge, die wir auch ohne Internet und Co. machen können.

Wir sind alle gut genug und auch perfekt.

Wir müssen uns selbst mehr schätzen, unseren Wert anheben und uns nicht durch eine App, die von einer Person gesteuert wird abhängig machen. Geht in euch – ihr werdet das Glück nie im Äußeren finden. Redet euch gut zu, lest interessante Bücher über Selbstliebe, Persönlichkeitsbildung- und Entwicklung, geht raus und unterhaltet euch mit echten Menschen. Holt euch Liebe, Zuneigung und Anerkennung von realen Personen und nicht übers Internet. Genießt die Zeit, die ihr offline verbringt und nutzt jede Minute davon. Angenommen.. Instagram wird ganz plötzlich abgedreht – was dann? Wie nutzt ihr eure Zeit? Wie viel Zeit habt ihr verloren in den letzten Tagen, Wochen, Monaten und Jahre, wo ihr nur ins Handy geguckt, versunken in der digitalen Welt wart und alles um euch vergessen habt?

Solltest du mich mit einem kleinen Wertschätzungsbeitrag unterstützen wollen, würde ich mich sehr darüber freuen. Niemand muss, jeder kann –  der Betrag ist frei wählbar und es ist kein Muss meine Arbeit damit zu fördern. Da ich sehr viel Zeit, Leidenschaft und Liebe in meinen Blog investiere und bezahlte Kooperationen gering halten möchte, wäre eine kleine „Spende“ eine Möglichkeit mich und meine Arbeit zu unterstützen. Danke.

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