Meine Erfahrungen mit Panikattacken
Im Sommer 2015 hatte ich während einer sportlichen Veranstaltung meine erste Panikattacke. Bei meiner ersten Attacke wurde mir schlagartig übel, ich fing zu schwitzen an, mein Herz klopfte wie verrückt, Schwindel trat auf und ich fühlte mich, als wenn ich die Kontrolle über meinen Körper verlieren würde. Es fühlte sich wie ein Kreislaufzusammenbruch an, aber irgendwie auch nicht.
Nach dieser Veranstaltung und der ersten Panikattacke machte ich vermehrt Erfahrungen mit diesem Gefühl – es trat häufiger und regelmäßiger auf. Im Herbst 2015 ging ich dann erstmals zu meiner Ärztin und erzählte von meinen Problemen.
Für meine Hausärztin stand fest: Panikattacken.
Ihre Behandlung beinhaltete Psychopharmaka und Gesprächstherapien. Da ich grundsätzlich kein riesiger Fan von Medikamenten bin, war ich über die Behandlung eher weniger erfreut. Dennoch probierte ich diese Pillen aus und setzte sie nach knapp 3 Wochen wieder ab.
Für mich stand fest: Nicht meine Art, mit diesem Problem umgehen zu wollen.
Ich möchte Medikamente nicht verteufeln, doch sehe ich die Einnahme oft als sehr leichtsinnig und leichtfertig. Wegen jedem Wehwehchen (Symptom) eine Pille schlucken und vor allem das Grundproblem nicht zu behandeln, ist der Start in einen Teufelskreis, den man nur sehr schwer wieder stoppen kann. So zumindest meine Meinung dazu. Ob man Medikamente und in diesem Fall Psychopharmaka einnehmen möchte, muss jede*r für sich selbst entscheiden.
Eine natürliche Heilung von Panikattacken
Wir Menschen neigen dazu, es uns immer leicht machen zu wollen. Wir beseitigen lieber das Symptom, anstatt das Grundproblem aus der Welt zu schaffen. Das Problem dabei ist, dass das Grundthema bestehen bleibt und beispielsweise nur durch Medikamente unterdrückt wird. Dieser Ansatz war für mich keine Lösung, denn ich wollte mein Problem verstehen und wissen, woher es kommt und wie ich es auflösen kann – das Problem bei der Wurzel packen. Diese Variante ist natürlich viel anstrengender, zeitintensiver und auch ungemütlicher, denn man muss sich seinen Ängsten, Problemen und Glaubenssätzen stellen. Sein „Sein“ hinterfragen und tiefer gehen. Das macht meist keinen großen Spaß und kann den Heilungsprozess in die Länge ziehen. Doch hier hat man dann auch tatsächlich einen Heilungsprozess hinter sich gebracht und nicht nur ein lästiges Symptom ausgeschalten, was immer wieder zum Vorschein kommen kann, sobald man seine Routinen verändern oder Medikamente absetzen würde.
Was also tun bei Panikattacken?
Ich habe beinahe 3 Jahre gebraucht, um meine Panikattacken natürlich heilen zu können, was kein Standardwert sein muss. Manche Menschen werden schneller Fortschritte machen, andere benötigen mehr Zeit.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ich tendiere immer wieder dazu, Dinge schnell erledigt haben zu wollen und gebe mir oft sehr wenig Zeit. Das stresst natürlich zusätzlich und ist für einen Heilungsprozess eher kontraproduktiv. Versucht bei eurer Heilung, die Dinge gelassener zu sehen und keine bestimmte Zeitspanne auszuwählen, in der ihr euch wieder „normal“ fühlen wollt. Bleibt im Hier und Jetzt und versucht jeden Moment einfach anzunehmen und nicht zu sehr in die Zukunft zu denken. Heilung benötigt eine gewisse Zeit und die muss man sich auch geben. Panikattacken kommen ja von irgendwoher und haben sich meist über Jahre im Stillen aufgebaut und können dann schließlich auch nicht in 3 Wochen wieder geheilt werden.
Verbundenheit
Meist entfernen wir uns sehr stark von unserer eigenen Person und verlieren den Bezug zu unserem wahren Selbst. Wir sind mehr mit der äußeren Welt in Verbindung, als mit unserem Sein. Wir verlernen uns zu spüren, auf unsere innere Stimme zu hören und lehnen bestimmte Dinge an uns grundsätzlich ab.
Um sich wieder selbst mehr spüren zu lernen und auf die innere Stimme zu achten, gibt es mehrere Ansätze, die dabei helfen können.
Meditation ist hierfür ein guter Helfer, um wieder mehr Verbundenheit zu erfahren. Hier findet ihr einen Artikel über die unterschiedlichen Formen der Meditation.
Achtsamkeitsübungen können dabei auch behilflich sein, die sich auch ganz leicht in den Alltag integrieren lassen.
Übung: Ihr seid unter Dusche und wollt euch für den anstehenden Tag zurechtmachen. Meist kreisen die Gedanken wirr von der Vergangenheit in die Zukunft, handeln von Ängsten, To-do-Listen, Sorgen und wie man den Tag wohl einigermaßen heil überstehen wird. Das Duschen läuft auf Autopilot und man bekommt im Grunde nicht mit, was man gerade macht. Man ist nicht im Moment, nicht mit dem eigenen Selbst in Verbindung.
Nun versucht tief ein- und auszuatmen. Schließt dabei auch gerne eure Augen und seift euch ein. Versucht alles in diesem Moment wahrzunehmen – das Gefühl der Seife am Körper, der Geruch, die Wärme/Kälte des Wassers und wie sich eure Hände auf der Haut anfühlen.
In diesem Moment seid ihr voll da, tief mit euch verbunden und eure Gedanken spielen sich genau in diesem Augenblick ab. Diese Achtsamkeitsübungen könnt ihr auf alle Dinge in eurem Alltag anwenden. Beim Spazieren könnt ihr eure Füße beobachten, spüren, wie sich der Asphalt, die Wiese oder die kleinen Steine auf eurer Fußsohle anfühlen. Wie ist der Duft der Umgebung? Wie fühlt sich dieser Geruch an? Was hört ihr gerade? Das Zwitschern der Vögel, ein Auto, Menschen oder raschelnde Geräusche in einem Busch?
Offenheit und Verbundenheit mit anderen Menschen
Der Mensch neigt dazu, Mauern zu erschaffen, sich von anderen Personen abzugrenzen und die Verbundenheit und das Einssein abzulehnen. Doch sind wir alle miteinander irgendwie in Verbindung und dem sollte man sich bewusst werden.
Durch meine Panikattacken habe ich gelernt, meine Mauern fallen zu lassen, mich zu öffnen und mich mit anderen zu verbinden. Psychische Erkrankungen werden leider immer noch als Tabu-Thema angesehen, obwohl (und das kann ich euch versichern) es kaum Menschen gibt, die keine psychischen Einschränkungen, Probleme oder Erkrankungen haben.
Die Offenheit und Verbundenheit mit diesem Thema beruhigt, macht frei und entspannt die Situation. Ich habe längere Zeit gebraucht, um mich öffnen zu können und ab diesem Tag wurde alles viel einfacher. Habe offen über meine Panikattacken gesprochen und auch bei Firmenkunden gleich zu Beginn mein Problem kurz thematisiert.
„Ich wollte nur kurz anmerken, dass ich eventuell mich komisch verhalten könnte, da ich an Panikattacken leide. Es wird jetzt nichts Schlimmes passieren, aber ich wollte es nur kurz erwähnt haben, damit es danach nicht seltsam ist.“
Dieser kurze Satz hat mir Türen geöffnet. Niemand, wirklich niemand hat seltsam darauf reagiert, sondern im Gegenteil. Die Menschen haben begonnen, auf tieferer Ebenen mit mir zu kommunizieren und haben sich mir ebenfalls anvertraut. Mir ihr Leiden berichtet und dadurch meine Angst deutlich verringert.
Wir haben alle einen vollgepackten Rucksack, den wir Tag für Tag mit uns durch die Gegend tragen – niemand, wirklich niemand bleibt davon „verschont“. Jede*r hat seine Probleme, Ängste und Sorgen – nur gemeinsam lässt sich dieses Leiden reduzieren.
Tiefer gehen und reflektieren
Ich wollte in meinem Lern- und Heilungsprozess unbedingt den Grund für meine Panikattacken herausfinden.
Zu Beginn stellt ich mir die Fragen: Warum habe ich das? Warum straft mich das Leben damit?
Später dann: Wo muss ich hinschauen? Was muss ich ändern? Was kann ich lernen? Was sind die positiven Aspekte meiner Panikattacken?
Bei mir zog sich die Ursache, wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben – schon in meiner Kindheit hatte ich mit diesem Problem zu kämpfen und es wurde mit den Jahren nicht besser, sondern eher schlimmer. Es führte zu meiner Essstörung und schlussendlich zu meinen Panikattacken. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ich nahm immer an, ich muss schöner, dünner, schlauer, erfolgreicher, liebenswerter, geschickter und einfach besser sein, um von anderen Menschen akzeptiert, gemocht und respektiert zu werden. Nicht ich selbst sein, sondern eine bessere Version von mir.
Seit dieser Erkenntnis „Ich bin nicht genug„ habe ich versucht an diesem Problem zu arbeiten, an mir zu arbeiten und diese Gedanken aus meinem Kopf zu bringen bzw. sie anzunehmen und wieder ziehen zu lassen.
Wenn man darüber mal nachdenkt, dann ist es totaler Irrsinn. Wir wollen von anderen akzeptiert werden, aber verstellen uns so sehr, damit man dann wieder das Gefühl hat, nicht so akzeptiert zu werden, wie man eigentlich ist.
Das Gute genießen
Leider sind wir auch so eingestellt, vermehrt die schlechten Dinge wahrzunehmen und uns mehr auf die unschönen Seiten des Lebens zu stürzen. Ein negatives Wort bleibt deutlich länger im Bewusstsein, als 10 positive Wörter. Wenn man seinen Fokus verändert, dankbarer wird und sich mehr auf die schönen und bereits guten Dinge in seinem Leben konzentriert, fällt es einem deutlich leichter, ein zufriedenes Leben zu genießen.
Generell sollte man das Leben viel mehr genießen. Die kleinen Dinge schätzen zu lernen und sich täglich darüber erfreuen, überhaupt dieses grandiose Leben leben zu können. Übt euch in Dankbarkeit, Genuss und Lebensfreude – das sind Dinge, die man manifestieren kann. Je zufriedener, dankbarer und gelassener ich mit mir und meiner Umwelt war/bin, umso weniger Panikattacken hatte/habe ich.
Der Glaube daran
Wenn man eine Sache tatsächlich will, dann ist der Glaube daran ausschlaggebend. Wer beispielsweise nicht an sich selbst glaubt, der wird mit großer Sicherheit auch niemals sein gewünschtes Ziel erreichen. Wenn ich immer im Selbstmitleid gefangen bleibe und meine Situation bedauere und mich den negativen Gefühlen widme, dann werde ich wahrscheinlich sehr lange mit Panikattacken zu kämpfen haben. Deswegen ist der Glaube an sich selbst und an eine bestimmte Sache essenziell. Ich schaffe es, ich kann es, ich glaube es.
Nichts auf dieser Welt ist unrealistisch, nur weil es gerade nicht in der eigenen Realität existiert. Nur weil man selbst noch nie von einer gestreiften Katze mit Schal gehört hat, bedeutet es nicht, dass nicht irgendwo auf der Welt, eine gestreifte Katze mit Schal existiert. Es ist einfach nur in der eigenen Wirklichkeit (noch nicht) verfügbar.
Glaubt an euren Heilungsprozess und stellt euch gedanklich, bildlich und mithilfe eines Visionboards eure wunderschöne, angstfreie Realität vor.
Ursache und Wirkung
Gibt es eine Wirkung im Leben, dann hat sie auch eine Ursache. Gefällt einem diese Wirkung nicht, dann muss man der Ursache auf den Grund gehen und sie so verändern, um die für sich richtige Wirkung zu erzielen. Nichts im Leben passiert aus reinem Zufall. Es gibt auch kein Glück oder Unglück. Sondern alles wurde irgendwann verursacht – beginnend bei einem positiven oder negativen Gedanken. Oder auch: Man erntet, was man sät. Wenn ich nun meine „kriechenden Günsel“ in meinen Garten pflanze, werden daraus auch keine Rosen werden. Bedeutet: Man kann nicht durch negative Denkweise ein positives Ergebnis erwarten. Genau das, was man denkt, fühlt und wie man handelt, wird dann auch zur Realität werden. Punkt.
Gute Hilfsmittel
Ich habe mir etliche Hilfsmittel zur Seite gelegt, um besser mit meinen Panikattacken, Gedanken und Gefühlen umgehen zu lernen. Werde euch hier ein paar Beispiele nennen, die ihr in euren Alltag integrieren könnt:
- Meditation (beginnend bei 2 Minuten pro Tag)
- Yoga
- Bewegung an der frischen Luft
- Die Natur
- Gesunde Lebensmittel, die Energie spenden
- Ein Tagebuch schreiben
- Atemübungen
- Achtsamkeitsübungen
- Gesprächstherapien
Schritt für Schritt
Zu guter Letzt: Geht es langsam an. Schritt für Schritt in eurem Tempo. Lasst euch nicht stressen, ablenken und von anderen Menschen belehren. Vertraut auf eure innere Stimme und geht mit dem Flow. Betrachtet negative Situationen als einen spannenden Lernprozess, nehmt die positiven Seiten dieser Erfahrung mit und versucht jeden Tag ein kleines Stück aus eurer Komfortzone zu kommen.
Das Leben hat seine Höhen und Tiefen und ein Heilungsprozess wird daher nie linear verlaufen. Manche Tage werden besser, manche schlechter sein. Glaubt an euch und euren Wachstum und genießt den Weg eurer Reise.
Und zur Frage, ob ich noch Panikattacken habe: Nein. 🙂
Ich wünsche euch alles Gute und bei Fragen zu Panikattacken natürlich heilen, könnt ihr mich jederzeit kontaktieren – freue mich auf den Austausch mit euch. Alles Liebe Nina.